Mit PASS-genauer Unterstützung auf den Arbeitsmarkt

IBZ Paderborn/Höxter qualifiziert Menschen mit Behinderung zu Alltagshelfern – erfolgreicher Projektabschluss

Als sie ihre Zertifikate in den Händen hielten und sich für das Abschlussfoto aufstellten, waren ihnen Stolz und Freude anzusehen: Beim Integrations- und Beratungszentrum (IBZ) Paderborn/Höxter haben sechs Teilnehmende ihre Qualifikation zur Alltagsbegleitung erfolgreich abgeschlossen. Das Besondere daran: Es handelt sich um Menschen mit Beeinträchtigungen, die 18 Monate zuvor noch in Werkstätten für Menschen mit Behinderung arbeiteten. Vier von ihnen haben mit ihrer neuen Qualifikation bereits einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden.

Mit der Übergabe der Zertifikate endete beim IBZ, einem Unternehmen der Kolping-Gruppe Paderborn und des Lebenshilfe Kreisverbandes Paderborn e.V., das 18-monatige Projekt „PASS – Persönliche Alltagsbegleitung für Seniorinnen und Senioren“. Es wurde vom Inklusionsamt Arbeit des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Rahmen des Budgets für Arbeit finanziell gefördert. „So konnten wir die sechs Teilnehmenden PASS-genau unterstützen“, sagt Dietmar Esken, Geschäftsführer des IBZ, in Anlehnung an den Projekttitel.

Während ihrer 18-monatigen Ausbildung waren die Teilnehmenden an vier Tagen pro Woche in kooperierenden Einrichtungen der Altenhilfe tätig, um die Praxis ihres neuen Berufes zu erlernen. Am fünften Tag vermittelte die Kolping-Pflegefachschule theoretisches Wissen, von Grundlagen der Krankheits- und Behinderungsbilder über Kommunikation bis zur Freizeitgestaltung für ältere Menschen. Praktisch wurde das Gelernte unter Anleitung der IBZ-Mitarbeitenden in kreativen Projekten umgesetzt, die dann auch in den Senioreneinrichtungen von den Teilnehmenden angeboten wurden.

„Der modulare Aufbau der Lerneinheiten war ein ebenso wesentlicher Erfolgsfaktor wie die individuelle Begleitung der Teilnehmenden“, bilanziert Heike Pollmeier, neben Annette Dahm Projektleiterin beim IBZ. Diese schloss auch die Prüfung ein: Im Rahmen ihres Studiums Gesundheitsmanagement hat Milena Heppe die Didaktik der Prüfungsaufgaben an die Fähigkeiten der Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Lernbehinderungen angepasst und die dabei gewonnenen Erkenntnisse für ihre Masterarbeit genutzt.

„Wenn alle Beteiligten im Sinne der Menschen zusammen wirken, kann viel bewegt werden“, weiß Dietmar Esken. Er berichtet von einer Teilnehmerin, die zum Projektbeginn weder lesen noch schreiben konnte. Die Einrichtung, in der sie den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvierte, schuf eigens für sie einen Wochenplan mit Piktogrammen. Ihr Berichtsheft konnte die Teilnehmerin über die Spracheingabe-App ihres Smartphones führen. „Sozusagen als Nebeneffekt der Ausbildung fand die Alphabetisierung statt“, freut sich der IBZ-Geschäftsführer, und Projektleiterin Annette Dahm ergänzt: „Es war ein langer Weg, oft in kleinen Schritten, der einen intensiven Austausch mit allen Beteiligten erforderte. Aber dieser Weg hat sich gelohnt. Neben der beruflichen ist auch die persönliche Entwicklung beachtlich.“

Mit der neu erworbenen Qualifikation starten die sechs Teilnehmenden nun auf dem ersten Arbeitsmarkt durch. Vier von ihnen haben bereits Arbeitsplätze in Einrichtungen der Altenhilfe gefunden. Der Fachkräftemangel im Sozialwesen ist für Menschen mit Beeinträchtigungen eine große Chance. Damit sich die weniger werdenden Fachkräfte auf ihre fachlichen Aufgaben konzentrieren können, passen inzwischen einige Anbieter ihre Strukturen an und schaffen Nischenarbeitsplätze, zum Beispiel für Alltagsbegleitungen, die gut von Menschen mit Behinderungen besetzt werden können.

Das IBZ Paderborn/Höxter ist von dem Erfolg des PASS-Projektes so überzeugt, dass für den Herbst ein Nachfolgeprojekt geplant ist. Dann sollen Menschen, die bislang in Werkstätten für  Menschen mit Behinderung gearbeitet haben, zu Dienstleistungsassistenten qualifiziert werden – wieder in 18 Monaten, wieder mit einem modularen Aufbau und wieder mit Einbindung externer Fachleute. Die Erfolgsfaktoren bleiben erhalten, damit noch mehr Menschen eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen.

Stolze und zufriedene Gesichter bei den Teilnehmenden und beim Projektteam des IBZ: Sechs Menschen mit Behinderungen starten als Alltagsbegleitungen in der Altenhilfe auf dem ersten Arbeitsmarkt durch.

(Foto: IBZ Paderborn/Höxter)